Wie die E-Rechnung zur Firewall wird: Sicher über Netzwerke statt riskant per Mail
Wie die E-Rechnung zur Firewall wird:
Sicher über Netzwerke statt riskant per Mail
Der Megatrend Sicherheit bekommt im Zuge der digitalen Transformation eine neue Dimension – vor allem an den Schnittstellen von Geld, Daten und Prozessen. Besonders sichtbar wird das dort, wo sich operative Routine mit Cyberrisiken überschneidet: in der Rechnungsverarbeitung.
Ein Montag, eine Mail – und 40 Millionen Euro weniger
Freitagabend, ein Anruf in der Buchhaltung. Ein Lieferant erinnert freundlich an eine offene Rechnung. Der Sachbearbeiter ist irritiert – der Betrag wurde doch längst überwiesen. Am Montag schlägt die IT-Abteilung Alarm: Die ursprünglich per Mail versandte PDF-Rechnung wurde unterwegs abgefangen, manipuliert und mit geänderter IBAN erneut zugestellt. Sechsstelliger Schaden. Solche Vorfälle häufen sich. Business E-Mail Compromise (BEC) gilt laut FBI als teuerste Form von Cyberkriminalität weltweit – mit jährlichen Schäden in Milliardenhöhe.
„Im internationalen Vergleich ist Deutschland ein beliebtes Ziel für Cybercrime.“
Carsten Meywirth - Leiter Abteilung Cybercrime – Bundeskriminalamt
Diese Länder setzen bereits verpflichtend auf die E-Rechnung (vor 2025)
Und trotzdem erfolgt der Austausch von Rechnungen in vielen Unternehmen bis heute über unsichere Kanäle: per E-Mail, unverschlüsselt, oft sogar ohne strukturierte Prüfung. Dabei ist der Rechnungsaustausch längst keine reine Buchhaltungsroutine mehr – sondern eine strategische Schnittstelle zwischen Compliance, IT und Liquiditätsschutz.
Cyberkriminelle wissen das – und setzen genau dort an, wo technische Systeme auf menschliche Routinen treffen. Ein flüchtiger Blick auf den Absender, ein unbedachter Klick, das schnelle „Durchwinken“ unter Zeitdruck: Solche alltäglichen Abläufe bieten ideale Angriffspunkte. Der Schaden ist enorm. Laut Bitkom-Studie „Wirtschaftsschutz 2024“ summieren sich die Verluste durch Cyberangriffe in deutschen Unternehmen inzwischen auf 178,6 Milliarden Euro jährlich. Die Bedrohung ist hochprofessionalisiert: Tätergruppen arbeiten arbeitsteilig, nutzen Social-Engineering-Trainings, gefälschte Domains, kompromittierte Lieferantendaten – und perfektes Timing. Die europäische Cybersicherheitsbehörde ENISA zählt sogenannte „Invoice and Payment Redirect Scams“ inzwischen zu den gefährlichsten Bedrohungstrends in Europa (ENISA Threat Landscape 2024).
Warum gerade Rechnungen der Sweet Spot der Angreifer sind
Rechnungen wirken harmlos – und genau das macht sie gefährlich. Sie lösen Geldflüsse aus und durchlaufen oft freigegebene Routinen – ideal für Social Engineering.
Viele Angriffe beginnen mit einer einfachen E-Mail. Laut dem Verizon Data Breach Investigations Report 2024 werden 73 % aller Social-Engineering-Angriffe per Mail eingeleitet (verizon.com). Ein harmlos wirkender Betreff, ein PDF-Anhang – und schon ist der Trojaner im Spiel. Was aussieht wie ein normaler Rechnungsprozess, ist in Wahrheit die elegante Tarnung für eine Attacke. Besonders perfide: Abgefangene Rechnungen werden im Originaldesign weitergeleitet – unbemerkt.
Das Problem: PDF-Dateien per E-Mail sind manipulierbar und kaum nachvollziehbar. Sie lassen sich nicht automatisch validieren, sie sind nicht sicher übertragbar, und sie bieten keinen Nachweis der Authentizität.
Das OLG Schleswig urteilte 2024: Wer Rechnungen ohne Schutz versendet, trägt bei Manipulation die Verantwortung (beck-online).
Dabei geht es nicht nur um IT-Systeme, sondern um Entscheidungsprozesse. In vielen mittelständischen Unternehmen werden Rechnungen noch manuell geprüft, mit interner Freigabe per E-Mail, am besten noch unter Zeitdruck. Wenn ein Kollege „von oben“ eine Zahlung dringend freigegeben haben will, hinterfragen Mitarbeitende das in der Routine oft nicht. So wird aus dem Rechnungseingang die gefährlichste Einfallstür.
Ein drastisches Beispiel: Der Angriff auf Südwestfalen-IT im Herbst 2023 legte über 70 Kommunen lahm – Ursache: mutmaßlich Schadsoftware im Mailanhang eines Verwaltungsprozesses. Wochenlang war die öffentliche Infrastruktur in Teilen offline (Heise).
Struktur & Netzwerk – Wie die E-Rechnung zur Firewall wird
Die Einführung strukturierter Rechnungsformate wie XRechnung oder ZUGFeRD galt lange als bürokratischer Akt. Dabei bietet sie genau das, was konventionellen Prozessen fehlt: Integrität, Transparenz und die Fähigkeit, sich selbst zu schützen.
Eine E-Rechnung ist ein maschinenlesbarer Datensatz, in dem jede Information standardisiert hinterlegt ist: Betrag, Absender, Steuersatz, IBAN. Weil diese Felder eindeutig definiert sind, lassen sie sich automatisch prüfen – gegen Bestellung, Wareneingang, Budget. Ein Abgleich, der in klassischen Prozessen nur stichprobenartig erfolgt, läuft hier vollautomatisch. Und sobald eine IBAN nicht zur Stammdatenbank passt, schlägt das System Alarm.
Zentral dabei: Der Übertragungsweg. Sichere E-Rechnungsprozesse laufen nicht über E-Mail, sondern über spezialisierte Netzwerke wie Peppol. Dort erfolgt die Übermittlung End-to-End verschlüsselt – nur zwischen verifizierten Sendern und Empfängern. Jeder Schritt ist nachvollziehbar. Manipulationen werden ausgeschlossen.
Das Ergebnis: Der Rechnungseingang wird nicht nur effizienter, sondern zur digitalen Verteidigungslinie – mit Validierung und geschützter Zustellung als Standard.
Pflicht mit Potenzial – Warum jetzt handeln besser schützt als später zu reagieren
Seit dem 1. Januar 2025 gilt in Deutschland die Annahmepflicht für strukturierte E-Rechnungen. Viele Unternehmen betrachten sie als rein technische Umstellung. Doch in Wahrheit eröffnet sie die Chance, die eigene Rechnungslandschaft strategisch neu aufzustellen – mit Sicherheit als Leitprinzip.
Das BSI empfiehlt ausdrücklich: strukturierte Formate und sichere Übertragungskanäle. Der CyberRisikoCheck nach DIN SPEC 27076 liefert einen praxisnahen Einstieg zur Identifikation und Schließung sicherheitsrelevanter Lücken.
Wer jetzt handelt, gewinnt nicht nur regulatorische Sicherheit, sondern modernisiert zugleich kritische Prozesse: mit rollenbasierten Freigaben, automatischer Validierung und nachvollziehbaren Prüfpfaden. Plattformen wie die ivi E-Rechnungsplattform lassen sich zügig implementieren, Netzwerke wie Peppol bieten eine verlässliche Infrastruktur – zertifiziert, etabliert, einsatzbereit. Der Zeitpunkt zum Einstieg war nie besser.
Aus der Pflicht ein Schutzschild schmieden
Die strukturierte E-Rechnung ist mehr als ein neues Datenformat – sie ist ein funktionales Sicherheitsinstrument. Richtig eingesetzt, wird sie zur Firewall des Finanzbereichs.
Sie schützt vor Manipulation, minimiert menschliche Fehlerquellen und ersetzt riskante Routinen durch automatisierte, nachvollziehbare Abläufe. Von der Authentizität über die Integrität bis zur sicheren Übertragung entstehen Prozesse, die sich nicht nur effizient steuern, sondern auch wirksam verteidigen lassen.
Wer jetzt in Formatstandards, Netzwerkanbindung und Systemvalidierung investiert, senkt das Risiko von Zahlungsausfällen, schützt den Cashflow und erhöht die Resilienz seiner Lieferkette.
Kurz: Wer auf E-Rechnungen und sichere Netzwerke setzt, schützt, was zählt – und macht sein Unternehmen zukunftssicher.
Luis Krispin
Marketing & Communications Manager
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